Verhandlungen des Deutschen Bundestages vom 20.-25.03.1958, Fritz Erler (SPD)


[BT S. 886]
"Eine Verteidigung mit dem Einsatz dieser Waffen ist in dem dichtbesiedelten deutschen Land überhaupt nicht möglich."

[BT S. 886]
"Mit diesen Waffen können Sie unser Land nicht verteidigen, sondern nur seine Bevölkerung ausrotten, und mit der Ausrottung der Bevölkerung verliert die Verteidigung ihren Sinn."

[BT S. 887]
"Schutz ist der Sinn der Verteidigung und nicht Zerstörung des Lebens der Nation."

[BT S. 887]
"Wenn die Einplanung bestimmter Waffen den Selbstmord einschließt, dann ist man nicht verpflichtet, aus Gleichberechtigung den Selbstmord mitzumachen."

[BT S. 887]
"Ich bin der Meinung, daß es Aufgabe ist, den Krieg zu verhindern. Durch die Art, unter dem Schlagwort des Kämpfenwollens das atomare Wettrüsten erst einmal auf die Spitze zu treiben, führen Sie genau das herbei, was es zu vermeiden gilt, nämlich die Schlußexplosion."

[BT S. 887]
"Eine sinnvolle Verteidigung muß die Chance des Überlebens der Nation in sich bergen."

[BT S. 887]
"Wenn das mit rein militärischen Mitteln im Zeitalter des Atomwettrüstens heute nicht erreichbar ist, dann ist es unsere Aufgabe, den anderen ins Gewissen zu reden, damit überhaupt wieder Sicherheit für die Völker möglich wird, nachdem sie in dieser Weise zerstört worden ist.

[BT S. 887]
"Ein Ausrottungskrieg ist keine Waffe."

[BT S. 887]
"Der Terror, von dem hier gesprochen worden ist, ist die Wirkung der Atomwaffen, ist die Drohung der Vernichtung und nicht die Aufklärung über die Folgen des selbstmörderischen Wettrüstens auf allen Seiten."

[BT S. 887]
"Welch eine Perversion der Verteidigung! Früher waren die Armeen dazu da, die Völker zu schützen, jetzt werden die Völker geopfert, um die Vergeltungswaffen instand halten zu können."

[BT S. 889]
"Schon die Planung der Verwendung der Atomwaffen für den Fall eines Konflikts auf deutschem Boden hat eine grausige geistige Folge. Mit diesen Waffen kann man bekanntlich gar nicht auf bestimmte einzelne militärische Objekte zielen, sondern damit kann man nur Flächenzerstörungen anrichten, Bevölkerungsteile ausrotten. Was heißt das für den Fall eines Konflikts auf deutschem Boden? Die Verwendung dieser Waffe würde sich nicht etwa gegen Truppen richten, die unter Umständen unsere Freiheit bedrohen könnten- über Waffen dafür läßt sich reden, Herr Minister-, sondern die Verwendung der Atomwaffen würde praktisch die eigenen Landsleute jenseits der Demarkationslinie zu einem auszurottenden feindlichem Volk stempeln; das ist das Schreckliche."

[BT S. 1118]
"Der Herr Bundeskanzler hat uns vorhin eine überraschende Aufklärung über den Sinn dieser Debatte gegeben. Er hat gesagt- ich war sehr erstaunt darüber-, die Debatte sei unbedingt erforderlich, weil man ja von dem Bundestag ein Mandat, eine Entscheidung für die Haltung der Vertreter der Bundesregierung auf der Aprilkonferenz der NATO in der Frage der Atomwaffenausstattung der NATO-Verbände auf dem europäischen Kontinent haben müsse."

Quelle:
[BT] Verhandlungen des Deutschen Bundestages, 3. Wahlperiode, Stenographische Berichte Band 40, Bonn 1958